37 Neuhardenberg; Rep. 37 Herrschaft Neuhardenberg, Kr. Lebus; 1211-1999 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 37 Herrschaft Neuhardenberg, Kr. Lebus
Dat. - Findbuch:1211 - 1999
Vorwort:Besitzgeschichte

Das am westlichen Rande des Oderbruchs gelegene Dorf (Alt-) Quilitz (1815-1949 und seit 1990 wieder Neuhardenberg, 1949-1990 Marxwalde genannt) mit einer Feldmark von 116 Hufen gehörte seit dem 15. Jh. halb der Familie von Schapelow und halb denen von Pfuel. Beide Familien besaßen außerdem je ein Viertel von Quappendorf; die andere Hälfte war im Besitz der Familie von Beerfelde. 1608 bestanden im Dorf zwei Rittersitze der v. Schapelow (am Fließ und am Zoll) und einer der v. Pfuel. Alle drei Güter waren hoch verschuldet und gingen nach dem 30jährigen Krieg in Konkurs. Kurfürstin Dorothea von Brandenburg kaufte schrittweise die drei Anteile (1678 Rittersitz am Fließ, 1681 Rittersitz am Zoll, 1679 Anteil v. Pfuel), z. T. aus Pfandbesitz anderer Familien, und vereinigte so den Besitz in einer Hand. 1684 überließ sie das nunmehrige Amt Quilitz mit halb Quappendorf ihrem Sohn Albrecht Friedrich Markgraf von Brandenburg-Schwedt, der 1710 Gut Pritzhagen und 1711 die Güter (Alt-) Friedland und Ringenwalde hinzufügte. Dessen Sohn, Carl Markgraf von Brandenburg-Schwedt, erwarb 1744 aus dem Besitz der Familie von Beerfelde die Güter (Alt) Rosenthal und (Nieder-) Görlsdorf mit Neu-Quilitz und halb Quappendorf hinzu. 1762 fielen die markgräflichen Ämter Quilitz, Rosenthal und (Alt-) Friedland an König Friedrich II., der 1763 Quilitz und Rosenthal Joachim Bernhard von Prittwitz und (Alt-) Friedland Hans Sigismund von Lestwitz als Dank für ihre militärischen Leistungen schenkte.
Der Sohn Wilhelm v. Prittwitz ließ nach einem verheerenden Brand 1801 Dorf und Kirche nach Entwürfen Schinkels im klassizistischen Stil neu aufbauen und verkaufte 1810 Quilitz und Rosenthal mit Ausnahme von (Nieder-) Görlsdorf an den Fiskus. 1814 verlieh der König die Ämter Quilitz, Rosenthal und Lietzen als "Freie Standesherrschaft Neu-Hardenberg" dem Staatskanzler Karl August (1814: Fürst) von Hardenberg, der 1820 das Schloss ebenfalls von Schinkel umbauen ließ. Die Herrschaft besaß alle Rechte des ersten Standes im Provinziallandtag. Amt Quilitz bestand aus den Dörfern Alt und Neu Quilitz, Quappendorf, Neufeld, Kiehnwerder und Neu Rosenthal und den Vorwerken Quilitz, Marienfeld, Neufeld, Stuthof und Bärwinkel, Amt Rosenthal aus dem Dorf Alt Rosenthal und den Vorwerken Alt Rosenthal, Bergvorwerk und Vogelsang, Amt Lietzen (bis 1810 Johanniterordenskommende) aus den Dörfern Lietzen, Marxdorf, Neuentempel und Dolgelin, dem Bruchvorwerk und dem Vorwerk Dolgelin. 1802 hatte der Staatskanzler bereits Gut Tempelberg von Friedrich Georg von Wulffen erworben, 1812 Gut Lichtenberg (bei Berlin) vom Staatsrat Scharnweber. 1820 errichtete er ein Fideikommiss aus der Herrschaft Neuhardenberg, dem Rittergut Tempelberg mit Gölsdorf und Kersdorf und Gut Lichtenberg. Die 1816 gebildete Generalverwaltung der Hardenbergschen Güter löste um 1850 das Rentamt Neuhardenberg ab. 1838 fiel Rittergut Lietzen durch Versteigerung an die Preußische Seehandlung. 1853 verkaufte die Familie von Hardenberg Gut Lichtenberg und erwarb Lietzen zurück. 1922 wurde das Familienfideikommiss aufgelöst, 1925 wurden die Waldgüter Neuhardenberg und Tempelberg gebildet. 1929 umfasste der Besitz Neuhardenberg mit Vorwerk Bärwinkel und den Gütern Komturei Lietzen, Alt Rosenthal, Dehmsee, Gölsdorf und Tempelberg 7.343 ha. und wies einen Grundsteuerreinertrag von ca. 62.000 RM auf. Der letzte Besitzer Carl Hans Graf v. Hardenberg gehörte zum Widerstandskreis, der das Attentat auf Hitler am 20. Juli 1944 vorbereitete. Nach dem Scheitern wurde er verhaftet und in das Konzentrationslager Sachsenhausen verbracht, seine Güter wurden beschlagnahmt. 1945 wurden die Hardenbergschen Besitzungen durch die Bodenreform enteignet und 1991/1992 an die Familie restituiert. Schloss und Park Neuhardenberg sind seit 1997 im Besitz des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.

Weitere Besitzungen der Familie von Hardenberg waren der Stammsitz Gut Vorderhaus Hardenberg mit den Gütern Geismar und Lindau bei Göttingen, seit 1803 das Rittergut Alten- und Neuenmuhr bei Ansbach, das 1809 gegen Gut Hanseberg, Kr. Königsberg/Nm an die von Wülcknitz kam. Letzteres wurde um 1818 verkauft. 1806 erwarb Hardenberg vom Grafen von Lindenau Gut Klein Glienicke bei Berlin, 1809 das Amt Hohenkränig, Kr. Königsberg/Nm mit den Vorwerken Hohenkränig, Winterfelde, Grabow, Peetzig (Oder) und Bärenbruch von der prinzlichen Domänenkammer zu Schwedt (1812 weiterverkauft). Zu den Familienbesitzungen gehörten außerdem größere Güter in Dänemark (Lehnsgrafschaft Hardenberg-Reventlow).

Bestandsgeschichte

Restbestand, der 1950 aus verschiedenen Aufbewahrungsorten in Marxwalde (Neuhardenberg) ins BLHA übernommen, 1951 vorläufig und 1961f. neu verzeichnet wurde. Das Herrschaftsarchiv ist größtenteils, das Wirtschaftsschriftgut und Familienarchiv sind einschließlich des im Geheimen Staatsarchiv befindlichen Nachlasses des Staatskanzlers von Hardenberg nur bruchstückhaft erhalten. Die vor 1945 an das Geheime Staatsarchiv abgelieferten Akten der Ordenskommende Lietzen (X. HA, Rep. 37 Lietzen) und der Quilitzer Gutsverwaltung (X. HA, Rep. 37 Quilitz und Rosenthal) sind bei Kriegsende in Dahlem verbrannt (Übersicht über die Bestände des Geheimen Staatsarchives zu Berlin-Dahlem. 3. Teil: X.-XI. Hauptabteilung (= Mitteilungen der Preußischen Archivverwaltung, 26). Bearb. von Reinhard Lüdicke. Leipzig 1939, S. 170/71). Die Findbücher sind noch vorhanden (GStA PK, Altfindbücher (D), Nr. X 37/24 und X 37/32). Reste der Lietzener Akten wurden im BLHA aus dem Herrschaftsarchiv und den Gerichtsbeständen herausgelöst und als eigene Provenienz aufgestellt (vgl. BLHA Rep. 9 B Johanniterordenskommende Lietzen). Teile des Nachlasses vom Staatskanzler Fürst von Hardenberg befinden sich im Geheimen Staatsarchiv PK, VI. HA (vgl. Ute Dietsch, Familienarchive und Nachlässe im Geheimen Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz. Berlin: Selbstverlag 2008, S. 41ff. u. 125ff.) und im Familienarchiv der Grafen von Hardenberg zu Schloss Hardenberg (heute Nörten-Hardenberg) bei Göttingen (Kurzbeschreibung bei Thielen, S. 414ff.). - Der Bestand Rep. 37 Herrschaft Neuhardenberg (Akten und Karten) wurde im Jahre 2001 bis auf die darin enthaltenen Vorprovenienzen und Einzelstücke an die Familie der Grafen von Hardenberg restituiert. Von sämtlichen Archivalien sind Filme im BLHA vorhanden und benutzbar. Die im BLHA verbliebenen Archivalien sind Eigentum des Landes Brandenburg.

Literatur

Mathis Leibetseder und Werner Heegewaldt, Gestaltete Landschaft. Archivalische Quellen zu Schlössern, Herrenhäusern und Gärten im Land Brandenburg [= Inventar der baugeschichtlichen Quellen im Brandenburgischen Landeshauptarchiv]. Berlin 2004, Nr. 3924-4000. - Peter-Michael Hahn und Hellmut Lorenz (Hrsg.), Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. II/399-404. - H. v. Hardenberg, Bilder zur Familiengeschichte, 1924. - Quilitz-Marxwalde-Neuhardenberg 1348-1998. Zeugnisse deutscher Geschichte und europäischer Baukunst. Hrsg. von der Ostdeutschen Sparkassenstiftung, Dresden 1998. - Stammtafeln der Grafen und Freiherren von Hardenberg 1139-1970, Göttingen 1970. - Peter Gerrit Thielen, Karl August von Hardenberg 1750-1822, Köln u. Berlin 1967. - Johann Wolf, Geschichte des Geschlechts v. Hardenberg, 2 Teile, Göttingen 1823.
Verweis:Rep. 9B Johanniterordenskommende Lietzen. - Rep. 37 Herrschaft (Alt-) Friedland. - Zu Lichtenberg, Kr. Niederbarnim vgl. Landesarchiv Berlin, A Rep. 006 Kanal- und Güterdeputation
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=106399
 
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