32F PdmGrWaishs; Rep. 32F Potsdamsches Großes Waisenhaus; 1709-1952 (Bestand)

Archivplan-Kontext


Angaben zu Inhalt und Struktur

Titel:Rep. 32F Potsdamsches Großes Waisenhaus
Dat. - Findbuch:1709 - 1952
Vorwort:Geschichte

Friedrich Wilhelm I., der "Soldatenkönig", machte Potsdam zur Garnisonstadt und zu einem militärischen Zentrum seines Staates. Zur Unterbringung der zahlreichen Soldatenkinder und von Militärwaisen aus der ganzen Monarchie ließ er das "Potsdamsche Große Militärwaisenhaus" errichten. Dessen Organisation regelte das Generalreglement vom Eröffnungstage, dem 1. November 1724. Die Aufsicht und Vermögensverwaltung der Stiftung oblag einem Direktorium, das unmittelbar von der militärischen Zentralbehörde, dem Militärdepartment des Generaldirektoriums, seit 1787 dem Oberkriegskollegium, von 1808-1918 dem Kriegsministerium ressortierte. Es setzte sich aus dem jeweiligen Chef der Zentralbehörde, höheren Militärbeamten und Offizieren zusammen. Die Leitung der Anstalt selbst hatte ein Direktor im Range eines Generalmajors oder Obersten. Nach 1918 verlor das Waisenhaus vorübergehend seinen militärischen Charakter und wurde dem Ministerium für Volkswohlfahrt, nach dessen Auflösung seit Dezember 1932 dem Ministerium für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung unterstellt. Die Nationalsozialisten verwandelten es von 1934 bis 1937 in eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt. 1937 wurde die Stiftung im Zuge der Aufrüstung als "Großes Militär-Waisenhaus Potsdam" dem Oberkommando der Wehrmacht unterstellt.
Zum Stiftungsvermögen gehörten im 18 Jh. u.a. Einkünfte aus dem Kgl. Lagerhaus und der Kgl. Gold- und Silbermanufaktur, beide in Berlin, dem Freienwalder Amtsvorwerk Torgelow und dem Alaunwerk in Freienwalde (vgl. Rep. 14A) sowie aus dem Amte Bornstedt bei Potsdam, das die Verpflegung zu liefern hatte. 1945 war das Vermögen in Wertpapieren, Hypotheken und Grundstücken, besonders in Berlin, angelegt.
Das Militärwaisenhaus nahm neben Knaben auch Mädchen auf, die von 1829 bis 1923 im Schlosse Pretzsch an der Elbe, ab September 1941 wieder außerhalb Potsdams in Zeitz untergebracht waren. Die katholischen Zöglinge wurden 1878 nach Höxter an der Weser verlegt. Das Potsdamer Haus nahm während des Siebenjährigen Krieges bis zu 2000 Insassen auf. Von 1788 bis 1934 war die Belegungszahl mit 600 festgesetzt. Das Waisenhaus bildete bis 1849 einen eigenen Patrimonialgerichtsbezirk.
Nach der Absicht seines Gründers wurde das Militärwaisenhaus eine Erziehungsstätte des preußischen Militärs. Aus ihm ging ein Teil des Nachwuchses für das Unteroffizierskorps hervor. Eine besondere, der Anstalt von 1845 bis 1918 angeschlossene Militärschule bildete Anwärter für technische Truppenteile, zeitweilig auch Militärmusiker, aus. Bis in das 19. Jh. wurden die Kinder zum Spinnen und Strümpfestricken an Verleger verdingt, die Bekleidung für die Armee lieferten. Später mussten sie durch handwerkliche Betätigung und Arbeit in den Königlichen Gärten zu den Unterhaltskosten beitragen. In der Anstalt wurde auch Unterricht erteilt. 1939 besaß das Militärwaisenhaus eine eigene Volksschule, Mittelschule und Oberschule.
Nach 1945 änderte das "Potsdamsche Große Waisenhaus" seinen Charakter grundlegend. Nun zogen hier Opfer des Zweiten Weltkriegs ein, die im Sinne der neu geschaffenenen Machtverhältnisse erzogen wurden. Verantwortlich dafür war ein Kuratorium aus Vertretern der Brandenburgischen Provinzialverwaltung, des Potsdamer Magistrats und der Jugendpflege. Zum 1. April 1952 wurde die Stiftung durch die Landesregierung aufgehoben, das Vermögen in Volkseigentum überführt. In dem umfangreichen Gebäudekomplex mit den angeschlossenen Schulen wurde ein Lehrerbildungsinstitut eingerichtet.

Bestandsgeschichte

Die Registratur des Direktoriums aus dem 18. und 19. Jh. war in das Geheime Staatsarchiv gelangt. Nach der Bildung des Heeresarchivs in Potsdam mussten 1938 die Akten über die innere Verwaltung der Häuser Potsdam und Pretzsch dorthin abgegeben werden, wo sie 1945 verbrannten. Die Akten über die Vermögensverwaltung verblieben beim Geheimen Staatsarchiv, wurden während des Zweiten Weltkriegs ausgelagert und befinden sich heute als Rep. 181 Direktorium des Großen Waisenhauses zu Potsdam wieder in Berlin-Dahlem. Die Registratur der Leitung des Waisenhauses wurde nach der Auflösung der Stiftung vom BLHA übernommen und 1966 verzeichnet. Der Bestand umfasst Akten des Direktoriums des Großen Militärwaisenhauses in Potsdam (und Pretzsch) in Berlin, des Direktoriums des Großen Militärwaisenhauses Potsdam vor 1945, der Oberschule des Potsdamschen Großen Militärwaisenhauses vor 1945, des Kuratoriums des Potsdamschen Großen Waisenhauses nach 1945, der Verwaltung des Potsdamschen Großen Waisenhauses 1945/1946 und der Registratur der Hauptkasse des Potsdamschen Großen Waisenhauses. Hinzugefügt wurden die bisher unter Rep. 5C verwahrten Akten des Waisenhausgerichtes. 2010 übergab Herr Hans-Martin Freitag aus dem Nachlass von Eckhard Affeldt, dem letzten Verwaltungsleiter der Stiftung "Potsdamsches Großes Waisenhaus", einige Dokumente, darunter das Generalreglement vom 1. Nov. 1724 und die Instruktion für das Direktorium des Waisenhauses vom 18. März 1740, die 1945 im Tresor des Waisenhauses der Vernichtung entgingen und nun den Bestand wertvoll ergänzen. Hans-Martin Freitag übergab im September 2018 eine weitere Akte, die er aus den Händen des ehem. Verwaltungsinspektors Gerhard Mierau erhalten hatte. 2023 wurde eine Akte vom Kreisarchiv des Landkreises Barnim in Eberswalde abgegeben und dem Bestand angefügt.

Angaben zum Umfang

Umfang:2,86 lfm; 123 Akte(n)

Angaben zur Benutzung

Zitierweise:BLHA, Rep. 32F Potsdamsches Großes Waisenhaus Nr.
 

Benutzung

Erforderliche Bewilligung:Keine
Physische Benützbarkeit:Uneingeschränkt
Zugänglichkeit:Öffentlich
 

URL für diese Verz.-Einheit

URL: http://blha-recherche.brandenburg.de/detail.aspx?ID=49281
 
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